Erinnern gestalten – Das Beispiel des Gräberfeld X - Neckar-Alb Reutlingen
Erinnern gestalten – Das Beispiel des Gräberfeld X

Prof. Dr. Benigna Schönhagen, Historikerin und ausgewiesene Expertin für Erinnerungskultur, war viele Jahre Leiterin des Jüdischen Museums Augsburg Schwaben und hat in Forschung und Praxis zahlreiche Beiträge zur Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit vorgelegt. Schon 1987 veröffentlichte sie mit der Dokumentation „Das Gräberfeld X. Eine Dokumentation über NS-Opfer auf dem Tübinger Stadtfriedhof“ eine grundlegende Arbeit zu einem lange übersehenen Erinnerungsort.
In ihrem Vortrag „Erinnern gestalten. Das Beispiel des Gräberfeld X“ verband sie konzeptionelle Überlegungen mit praktischen Erfahrungen aus der aktuellen Ausstellung „Entgrenzte Anatomie. Eine Tübinger Wissenschaft und der Nationalsozialismus“.
Schönhagen skizzierte zunächst die Entwicklung der Erinnerungskultur in Deutschland – vom Perspektivwechsel hin zu den Opfern über die Professionalisierung der Gedenkstättenpädagogik bis zum Ende der Zeitzeugengeneration und der wachsenden Bedeutung historischer Orte. Im Zentrum stand dabei das Gräberfeld X auf dem Tübinger Stadtfriedhof, ein Ort, an dem Opfer der NS-Medizinverbrechen bestattet wurden.
Das begleitende Ausstellungsprojekt, das nunmehr nochmals bis 2027 verlängert wurde, thematisiert die lange Leerstelle im öffentlichen Bewusstsein, dokumentiert den Projektverlauf und zeigt Ergebnisse der kuratorischen Arbeit. Es geht nicht nur um die historische Aufarbeitung, sondern auch um die Frage, wie sich Inhalte und Gestaltung so verbinden lassen, dass Erinnerung für heutige Generationen erfahrbar wird und bleibt.
Der Vortrag lud dazu ein, über Formen des Gedenkens nachzudenken und über die Verantwortung, Geschichte sichtbar und begreifbar zu machen, was auch die zahlreichen Fragen und Anmerkungen der Clubmitglieder verdeutlichten.